Pausen nehmen, Zeit haben

Frau draußen, mit Sonnenbrille, Kaffe und iPad

Menschen denken, handeln und leben immer so, wie sie sich fühlen. Vermeintlich bewusste Entscheidungen basieren häufig auf erlerntem Verhalten, und nicht auf selbstreflektierter Abwägung. Und weil es nun immer so viel zu tun gibt, und Pausen auch schon im Kalender geplant werden, haben viele Menschen ständig das Gefühl „keine Zeit zu haben“. Daraus entstanden Trends wie die Selbstoptimierung und die Entschleunigung. Das geht sogar so weit, dass aus Gründen der Selbstoptimierung die Entschleunigung praktiziert wird, und diese mit den passenden Apps quantifiziert wird, um auch dort zu optimieren. Wie viele Minuten hast Du in den letzten Tagen meditiert, und wie viele Tage am Stück hast Du es geschafft? Nutzt du den Slow Cooker-Sonntag, um Dich selbst über YouTube zu vermarkten? Und wie gut ist Dein Schlaf geworden, seitdem Du die Dir gesetzte 8 Stunden-Grenze durch allerlei Technik zu optimieren versuchst?

Unabhängig davon, ob die oben genannten Fragen nun sachlich oder kritisch gemeint sind: es ist durchaus legitim Selbstoptimierung und Entschleunigung ins Leben zu integrieren, sofern es um eine Balance geht, meiner Meinung nach. Sie verdeutlichen eine neue Komplexität, die Einzug in unser Leben gefunden hat. Ich probiere immer wieder etwas neues aus beiden Bereichen aus, und habe manches auch in mein Leben integriert. Ich stellte jedoch mit der Zeit fest, dass meine Balance nicht einer Struktur folgen kann. Zu einer solchen Struktur gehören beispielsweise Regeln, welche die Qualität meiner Zeit bewerten, Tools, welche bei Verhaltensänderungen helfen, und diese nachvollziehbar machen, und vieles mehr. Und weil „es immer besser geht“, und die Möglichkeiten immer zahlreicher werden, wird die Pflege der Struktur selbst eine tägliche Aufgabe. Und werden Regeln nicht eingehalten, dann fühlt es sich nach einer verlorenen Schlacht an. Das Gegenteil einer Belohnung ist schließlich oft eine Strafe, auch wenn diese Empfindung lediglich durch unsere Wahrnehmung bestimmt wird.

Es wurde also irgendwann Zeit etwas anderes zu probieren. Hierzu bin ich zu den möglichst einfachen Bausteinen gegangen, um diese für sich genommen auszuprobieren, und zu erforschen. In diesem Artikel geht es um Pausen. Ganz grundsätzlich Pausen vom Alltag, vom Machen, vom Denken. Erstaunlich schwierig so eine Pause „zu machen“, wie sich herausgestellt hat. Zuerst muss ich mir die Pause erlauben. Das war noch der einfachste Punkt, da ich sehr einfach testen konnte, dass ich entspannter und erholter auch produktiver bin. Dann muss ich meinen Kontext von dem, was ich vor der Pause tue, zu der Pause hin wechseln. Das ist nun gar nicht so einfach. Gehe ich einer Tätigkeit nach, dann fällt es leichter, wenn ich diese zu einem sinnvollen Zwischenstand geführt habe, bevor ich pausiere. Merke ich, dass ich eine Pause gebrauchen könnte, dann „muss“ ich die Entscheidung treffen zurückzustellen, was auch immer ich gerade tue oder denke. Das kann auch bedeuten, dieses Gefühl, dieses Bedürfnis, vor anderen zu äußern. Zuletzt der schwierigste Part: die Pause selbst. Habe ich mir den Freiraum geschaffen eine Pause zu machen, dann „muss“ ich sie ja auch nutzen. Dazu gehört aber zwangsläufig, dass nichts anderes in der Zeit eine Rolle spielt. Der Drang zum Smartphone zu greifen, und mich abzulenken, oder ein Video zu schauen, um mich in der Pause fortzubilden, kann groß sein. Vielleicht kommen auch irgendwelche negativen Gefühle auf, von denen ich mich ablenken muss.

Gar nicht so einfach also eine wirklich „gehaltvolle“ Pause zu machen. Aber es geht. Und die Welt sieht danach tatsächlich ein bisschen anders aus. Wie diese Geschichte weitergeht erfährst Du in einem künftigen Artikel.

Wie lang muss Deine „Pause“ sein, damit du eine Minute tatsächlich Pause gemacht hast?

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