Pausen, die beschleunigen

Halbes Männergesicht, wütender Blick, die Hand markiert die Teilung in der Mitte, schwarz-weiß

Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, ist Zeit etwas, was unsere Wahrnehmung uns zeigt. Habe ich das Gefühl Zeit zu verlieren, habe ich das Gefühl, dass die Zeit sich einfach nicht bewegt, oder dass der Tag oder die Begegnung schon wieder vorbei ist, dann ist das stark an die Gefühle gekoppelt, die ich dort erfahre. Eine besonders schöne Begegnung ist viel schneller vorbei, als ich es mir wünschen würde, obwohl ein Moment während dieser Begegnung mir vorkommen kann, als würde er unendlich andauern. Und nach einer solchen Begegnung fühle ich mich gut. Habe ich jedoch ein Meeting, wo ich nach gefühlten 10 Minuten feststellen muss, dass lediglich eine vergangen ist, dann verliere ich Energie, dann geht es mir nicht gut danach. Aber muss ich mich eigentlich immer dem hingeben, was da so passiert? Muss ich das Meeting „aushalten“, so wie es ist? Gibt es nicht Möglichkeiten, um die schönen, unendlich lang vorkommenden Momente selbst zu „vermehren“?

Pausen können mir dabei helfen ein Gefühl für Zeit, und auch für meine Gefühle zu bekommen. In der Pause kann ich mich fragen, wie viel Zeit gefühlt vergangen ist, es mit dem vergleichen, wie viel tatsächlich vergangen ist, und schließlich überlegen, welche Gefühle ich währenddessen so hatte. War ich im Flow, oder habe ich mich dauernd nur geärgert, weil etwas nicht funktioniert hat? Im ersten Fall habe ich wahrscheinlich nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist, und im zweiten Fall, habe ich meinen Ärger auch dauernd mit der Zeit verknüpft, die dann davonzurennen scheint. Denn: wenn etwas nicht funktioniert, dann verliere ich doch Zeit! Oder nicht?

Wie können mich Pausen also beschleunigen? Das klingt doch nun erst einmal nach „Arbeit“, nach einem Prozess, den ich durchlaufe. Eigentlich ganz einfach: in der Pause kann ich mir ins Gedächtnis holen, was ich gerade mache, und wie ich es machen möchte. Es ist eine Gelegenheit für mich, einen Schritt zurückzutreten, und mich von außen zu betrachten. Ärgere ich mich gerade sehr über etwas, dann sollte ich mir eine Pause gönnen, und zum Beispiel für eine Minute am Stück lächeln. Das unterbricht den Ärger, und ich kann mir überlegen, wie ich mit der Situation konstruktiver umgehen kann, als mit Ärger. Was ist mein Ziel? Kann ich dieses auch anders erreichen? Wo wäre meine Energie besser angelegt, als im Ärger des Moments? Wo kommt mein Ärger eigentlich her? Meist nicht von dem, was ich gerade sehe oder höre.

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Ich glaube – und ich habe es auch so erlebt – dass dadurch alles ein bisschen einfacher wird. Wir verschwenden weniger Energie darauf, uns unseren Gefühlen in Situationen zu ergeben, die uns nur ausbremsen, wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen, und gleichzeitig können wir die Gefühle als das wahrnehmen, was sie sind: Signale, dass etwas nicht stimmt, mit uns oder in der Welt um uns herum. Und selbst wenn wir möglicherweise lange Zeit brauchen werden, um das was wir wahrgenommen haben zu deuten, so haben wir dennoch nun die Möglichkeit mit solchen Situationen anders umzugehen: wir können die Situation verändern, wir können unsere Gefühle verändern, und wir können uns dafür entscheiden die Perspektive zu verändern, um unser Verständnis von anderen Menschen oder unserer Umwelt zu erweitern. Und das sind Effekte, die sich nicht nur addieren, sondern mindestens multiplizieren. Denn wir fangen nicht am gleichen Punkt wieder an mit der Welt zu interagieren, sondern haben unsere Fähigkeiten, unsere Baseline, wieder verbessert, und können nun von dort aus agieren. Achtsam. Und das wirkt sich auf alles aus, was wir tun. Es beschleunigt uns, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren!

Was war dein letzter Moment, in dem du nicht auf deine Gefühle gehört hast, oder sie erst wahrgenommen hast, als es schon zu spät war?

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