Das Blau am anderen Ende des Horizonts

Frau mit blauen Augen, der Mund und die Nase verdeckt von Kleidung, offene Stirn, Haare ein wenig im Gesicht

Konrad Adenauer sagte wohl einst: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“ Das kann aus meiner Sicht sehr reizvoll sein, denn es gibt immer das Potential den Horizont noch zu erweitern. Eine solche Reise habe ich vor einiger Zeit begonnen, und merke nach und nach, welche Tragweite das haben kann, wie viel das durcheinanderbringen kann. Hier also eine kleine Geschichte dazu.

Ich war also Mal wieder auf Reisen: in Zügen, an Küsten, in Großstädten, in meinem Körper und in meinem Kopf. Es war eine Reise zu anderen Horizonten, eine Entdeckungsreise ohne Ziel, eine Party mit fremden Beats. Ich sah diese Frau im Zug, und sie sah mich. Nichts geschah. Blicke, Augen, kein Lächeln, alles in unseren Köpfen. Wir sahen nur Augen, nur Blicke. Es regnete draußen, und ein seltsam erschöpftes Gefühl machte sich breit an einer Ostseeküste. Doch dieses Gefühl wich der Leere eines Strandes, den nur die Körbe besuchten an diesem Tag – und die Touristen. Und was taten diese? Sie machten Fotos. An diesem Strand gab es keinen blauen Horizont. Doch wo könnte dieser sein?

Derweil saß ich wieder im Zug, einen Schlafplatz bei jemandem organisiert, den ich online gerade erst kennengelernt habe. Ein weiter Weg bis dahin. In der Großstadt tummeln sich Menschen, manche genießen ihr Samstagsbier, manche ertränken ihren Samstag in Bier. Aus den Lokalen dröhnt der Fussball. Erstmal einen veganen Burger mit Süßkartoffelpommes essen, dazu Eistee. Wer gewonnen hat? Spielt das wirklich eine Rolle? Ich suche Horizonte, nicht Leuchttürme. Also weiter in der Stadt, durch die Straßen, durch die Gassen. Ein Gespräch das bleibt: „Fensterscheiben kannst du dir in allen Städten anschauen.“, oder so ähnlich. Dieser Satz sollte mich noch lange beschäftigen. Horizonte sind nicht die Fensterscheiben, die ich betrachte, sondern was dahinter liegt. Etwas verwirrt dann zum Bahnhof, ab in die nächste Stadt.

Ein kleiner Wasserkanal kann Welten trennen, die doch zusammengehören. Auf der einen Seite spielt Musik, die Leute tanzen und haben Spaß. Auf der anderen Seite ist der Spaß wohlrationiert, der Tanz im Kopf und die Musik hat keine Melodie mehr. Manche Fenster haben eben keine Scheiben, sondern Wände, die den Blick hinein verdecken sollen. Ich sitze wieder im Zug und sehe nur schwarz. Der blaue Himmel ist nur noch in meinem Kopf, irgendwo über den Wolken. Die nächste Stadt ist klein, das Erlebnis wie ein Throwback, aber neu und anders. Vielleicht rede ich zu viel.

Die Nacht war kurz, ich denke an Fensterscheiben. Schlaf ist nicht dort, wo die Wolken beginnen sich zu verziehen. Gewohnheit siegt jedoch zunächst. Schon wieder diese spitzen Kanäle, aber diesmal mit Geschichte. Horizonte liegen auch in Geschichten, aber nicht so sehr dieses Mal. Zu wild die Wellen.

So auch an der Nordsee, wo die Menschen fliegen lernen. Wieso? Weil sie Spaß haben! Ein faszinierendes Bild der Unstimmigkeit menschlicher Kreativität. Am Horizont eine Insel. Keine Geschichten? Nun, womöglich war es wie bei dem Hund, der die Wellen anbellend immer weiter lief, denn es kamen ja immer neue, und sein Blick war stets nach vorn gerichtet. Irgendwann sah ich ihn nicht mehr. Der Wind erschien mir stärker. Zeit zu gehen. Es segelt sich besser mit einem gepflegten Schiff.

Freiheit schmeckt so gut. Und es ist ein euphorisches Erlebnis unendlicher Möglichkeiten. Das Blau am anderen Ende des Horizonts zu probieren kann viel durcheinanderbringen. Es ein anderes Mal tatsächlich zu erleben ist sehr reizvoll. Mit frischen Segeln und weniger Wind. Oder einfach so.

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Geschichten, die Geschichte schreiben

Mensch mit Wunderkerze

Das Leben ist einfach. Es ist komplex, es schwingt, es fließt. Leben ist schön. Und das Leben? Wie kann ichs wissen? Erfahren, darüber lesen, nachdenken? Etwas aufbereitetes aufnehmen?

Ja, ich mag Bücher, Videos, Podcasts. Aufbereitete Information, schnell aufzunehmen, um dann darüber nachzudenken, und auch einen Weg zu finden eine passende Erfahrung zu machen. Ein Weg für mich alleine, ein einsamer Weg. Irgendwann fing ich an meine eigene Geschichte zu erzählen. Leute, die mich kannten, aber auch ganz neue Bekanntschaften, hörten mir gerne zu, nahmen es an, erzählten von ihren Geschichten. Wir konnten zusammen und gemeinsam wachsen, eine Intimität entwickeln und genießen. Es waren Begegnungen mit Bedeutung, und jede Begegnung kann Bedeutung haben. Und deswegen geht es hier auch um Geschichten, um Funken die zum Leuchten anregen, um Perspektiven die aufzeigen wie unbedeutend Gedanken sein können.

Es war also einst, vor gar nicht allzu langer Zeit, da fing ich an meine eigene Geschichte zu erzählen. Ein großer Schritt in einer Welt, in der ich selten wahrgenommen habe, dass echte und persönliche Geschichten erzählt werden, von Angesicht zu Angesicht. Ich habe mich dabei offenbart, war verletzlich und habe mich nicht zurückgehalten. Es war mir egal was die Leute über mich denken, wenn sie sich meine Geschichte anhören. Ich wollte nur meine Geschichte erzählen, ohne Erwartungen, ohne Bedingungen. Es war ein befreiendes Gefühl! Die Einsamkeit war durchbrochen, ich war nicht mehr mit meiner Geschichte alleine. Und so ist mir nach und nach immer mehr bewusst geworden, dass es die einzelnen Geschichten sind, die Geschichte schreiben. Denn erst die einzelnen Geschichten können zu gemeinsamen Geschichten werden. Und die gemeinsamen Geschichten können zu globalen Geschichten werden.

So wie Bastian von der Kindlichen Kaiserin gelernt hat, dass eine ausgesprochene Geschichte – oder ein Name – Geschichte schreiben kann, und jeder einzelne eben diese Macht über die Welt hat. So ist es auch mit den ganz eigenen und persönlichen Geschichten. Hier soll es also darum gehen: um Geschichten von mir, von anderen, um Menschen und die Welt, um Funken die zum Leuchten anregen, um Perspektiven die aufzeigen wie unbedeutend Gedanken sein können. Ich hoffe von dir, liebe/r Lesende/r, zu hören. Deine Gedanken, deine Geschichten. Wie schreibst du Geschichte, und wie soll deine Geschichte weitergehen? Dies ist das Experiment, und eine Inspiration. Und falls du persönlich mit mir sprechen möchtest, dann melde dich, und wir treffen uns, tauschen Geschichten aus, wachsen, schreiben Geschichte.

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